Die Rubrik Nadel-Stiche hat keinen invasiv-bedrohlichen Charakter und soll auch nicht verletzend sein. Vielmehr dient sie im Sinne der Akupunktur-Lehre als Korrektur- Agens, als Anregung, als sanfter Impuls, als energetisches Stimulans, als humoristisch eingefärbtes Traktat, um die Dinge wieder ins Lot und Erstarrtes wieder in Fluss zu bringen oder um manchmal die aktuellen politischen Dinge einer kritischen Hinterfragung zu unterziehen. Erscheinen je nach Aktualität, unregelmässig, an keine festen Termine gebunden.
 

Gender-Irrsinn
Fehl-Entwicklung oder Zwanghaftigkeit

Die deutsche Sprache war immer eine Sprache der Klarheit und auch der Poesie.
Aber in den letzten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg erfuhr sie so einige Irritationen, die ihr alles andere als gut getan haben.

Es begann mit dem Wort "Fräulein". Leider wurde es nach Berliner Art sprachlich zum Teil in das Wort "Frollein" versimplifiziert.
Ich kann mich lebhaft an meine Schulzeit erinnern, die allein stehenden Lehrerinnen legten damals großen Wert auf die Anrede "Fräulein". Doch dann irgendwann - wer dafür verantwortlich ist, weiß ich nicht - wahrscheinlich durch übereifrige Feministinnen - kam das Wort aus der Mode. Es hieß ab dann nur noch "Frau".Man wollte den reduzierenden Appendix "-lein" nicht mehr.
Denken wir mal an das Italienische "Signorina", an das Spanische "Señorita" (man stellt sich eine Flamenco-Tänzerin vor) oder an das Französische "Mademoiselle" (das hat doch Charme!). Dagegen konnte "Frollein" leider nur bedingt konkurrieren.
Dann kam die nächste Erschwernis der deutschen Sprache.
Einige Feministinnen konnte es wohl nicht länger hinnehmen, dass sie unter einem Gattungsbegriff Männliches und Weibliches gemeinsam wiederfanden. Beide Geschlechter in nur einem Wort, ohne eine Differenzierung. Das durfte und sollte nicht sein.
Die deutsche Sprache wurde gedehnter und umständlicher - sie verlor von ihrer Schärfe, sie wurde verwaschener.
Nun gab es nicht nur Bürger, sondern Bürger und Bergerinnen, es gab nunmehr Wähler und Wählerinnen, es gab Soldaten und Soldatinnen. Diese Beispiele könnte man seitenlang und langweiligst fortsetzen.
Solche Sprach-Fanatiker sind zu allem fähig.
So bleibt mir nur die Hoffnung, dass nicht irgendwann jemand auf die unsinnigste aller Ideen kommt und in seinem sprachlich etwas deformierten Gehirn die Begriffe "Deutsche" und "Deutschinnen" in die ohnehin mit Verrücktheiten übersäte Welt entlässt.

Doch auch das war nur eine Etappe. Es gib eben Menschen, die vom Leben gelangweilt, glauben, ihre Mitmenschen mit abstrusen Vorstellungen beglücken zu müssen.
Es entstand die Idee, eine stärkere Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter in der Sprache zu fordern, und das möglichst in einem wie auch immer gearteten Wort.
Die "Welt am Sonntag" veröffentlichte - herrlich die Symbolik, dazu später! - zu Pfingsten 2020 und wiederum zu Pfingsten 2021 einen Artikel unter dem Titel "Die Mehrheit der Deutschen lehnt die "Gender"-Sprache ab".
Was ist Gender-Sprache? Eine geschlechtergerechte Sprache soll es sein!
Um die Differenzierung zu verdeutlichen, werden die Wörter verändert, damit sie beide Geschlechter umfassen.
Es soll heissen: BürgerInnen oder Bürger*Innen. Um diese Unterscheidung auch im Sprachlichen nachzuvollziehen, soll zwischen den Teilwörtern Bürger und Innen eine kurze Sprachpause eingelegt werden, also Bürger - innen.
Die meisten Deutschen lehnen diese krampfartige Umwandlung der deutschen Sprache aber ab.
Der jetzige Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt hat es in einem Interview deutlich formuliert: "Wie das geradezu missionarisch durchgedrückt wird, nervt viele Leute, weil es mit den Lebenswelten vieler Menschen nicht das Geringste zu tun hat. Im Osten definieren sich Frauen über ihre Leistung und nicht über das Binnen-I."
Die 78 Jahre alte Schriftstellerin und Literatur-Kritikerin Elke Heidenreich formulierte es ziemlich drastisch: Sie empfindet den Trend zur gendergerechten Sprache als grauenhaft.
Man stelle sich nur das "Unvorstellbare" vor: Alle deutschen Klassiker müssten umgegendert werden. Nicht auszudenken!
Noch ein Wort zum oben angeschnittenen Hinweis "Symbolik". Pfingsten kommt vom griechischen Wort "Pentecoste". Das heisst fünfzig und bedeutet 50 Tage nach Ostern.
Nach Christi Himmelfahrt fand an diesem Tag die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu statt und sie konnten fortan in allen Sprachen die Botschaft Christi an die Menschen weitergeben.
Die Redakteure der Welt am Sonntag (ein Kompliment für die Feinsinnigkeit!) haben sich etwas dabei gedacht, dass sie diesen Artikel jeweils zu Pfingsten gedruckt haben.
Möge der Geist denn über diese Verfechter einer absurden Veränderung der deutschen Sprache kommen, dass sie den Wunsch der Deutschen vernehmen.



Zurück zur Nadelstiche Übersichtsseite >>>

Diese Bücher könnten auch Sie interessieren
Näheres unter www.literatur.drvolkmer.de
Dort können auch die ersten Seiten durchgeblättert werden

Ein humorvoller Besuch griechischer Götter in Frankfurt

Frankfurt und die Götter des Olymp

Näheres unter www.literatur.drvolkmer.de

Nadelsticheleien - Eine Kritisch-Satirische Sammlung

Kassandra
Die Seherin aus Troja

Näheres unter www.literatur.drvolkmer.de

Der Urknall - Eine Fiktion der Astrophysik

Näheres unter www.literatur.drvolkmer.de

Viertausend Kilomter Einsamkeit
Die Oatsrinsel Rapa Nui

Näheres unter www.literatur.drvolkmer.de

 

Nach Oben