Plakias - Im Süden Kretas
Kreta
ist eine Insel, die sich über 250 km von Ost nach West in die Länge
zieht, die nord-südlichen Ausmasse sind allerdings etwas bescheidener.
Die meisten grösseren Hotelanlagen befinden sich an der Nordküste,
die Südküste ist mehr für die Individualisten.
Einer der Hauptgründe für die dünnere Besiedlung des
Südens ist rein geographischer Natur. Gebirge durchziehen die Insel
und erschweren daher bis auf wenige Ausnahmen den Zugang zur Südküste.
Plakias ist einer jener reizvollen Orte die einen der langen Sandstrände,
in diesem Fall von fast 4 Kilometer Länge aufweisen und trotzdem
noch so etwas wie Flair und Urtümlichkeit behalten haben.
Von Rethymnon im Norden kommend fährt man auf leicht gekurvter
Strasse gen Süden. Nach rund zwanzig Minuten Fahrzeit tauchen hohe
Berge auf, so dass man sich fragt, wie man wohl hindurch kommt.
Es öffnet sich eine felsige Schlucht, zur Linken der Strasse in
der Tiefe der Boden der wasserführenden Schlucht, zur Rechten türmen
sich, fast überhängend hohe Felsmassive auf.
Dann öffnet sich die Schlucht für einen Blick auf eine grüne
Landschaft mit Oliven- und Obstbäumen, ganz hinten ahnt man schon
das Meer.
Ein Aufenthalt auf einer griechischen Insel wäre trostlos, würde
man die Umgebung nicht erkunden. Zwar gibt es, gerade auf Kreta, viele
Busverbindungen, aber geeigneter ist nun einmal der Leihwagen. Ausflüge
von Plakias bedeuten immer eine Fahrt in die Höhe, also über
die Gebirge.
Eine der lohnenswerten Ausflüge in die Nähe ist die Fahrt
nach Asomatos, das man bei der Herfahrt ohnehin durchquert hat. An diesem
Tag regnet es ohnehin,
so dass sich die Fahrt in das Museum des Popen Michalis anbietet. Das
ganze Museum ist voll von Utensilien, die Papa Michalis im Lauf seines
Lebens, immerhin ist er 84 Jahre alt, zusammengetragen hat.
Jetzt führt sein Sohn Giorgos das kleine Museum. Seine Frau ist
Deutsche und so hat er deutsch gelernt und erklärt uns so manches.
Seinem Vater ist die Frau weggelaufen, eine in Griechenland eher seltene
Aktion. Aber – so Giorgos – sein Vater hat immer seinen
Willen durchgesetzt und liess sich von niemanden davon abbringen. Im
Museum-Lädchen treffen wir ihn persönlich. Ein Urtyp von Kreter.
Sein Anzug ist die Tracht der Männer aus der Zeit des Kampfes gegen
die Türken. Sein Vorbild ist Kapetan Michalis – ein Namensvetter
schliesslich – aus dem Buch „Freiheit oder Tod“ von
Nikos Kazantzakis. Das hohe Alter hat es mit sich gebracht, dass er
etwas schwerhörig ist. Das hält ihn aber nicht davon ab, mich
noch zu einem Raki einzuladen, aber in Anbetracht des späten Morgens
lehne ich doch dankend ab. Ein Geständnis bringt er dennoch heraus:
Es sei für einen Mann wichtig, eine Frau zu haben – wahrscheinlich,
um die Wohnung und die Kleider zu putzen und das Essen auf den Tisch
zu stellen. Ein Macho par excellence, aber „sehenswert“.
Plakias hat den grossen Vorteil, keine grossen Hotels zu besitzen und
so trifft man auch nicht allzuviele Touristen. Vielen Reiseveranstaltern
ist der weite Transport bis in den Süden zu umständlich.
Aber die Anzahl der Tavernen ist erheblich, viele haben sich auf Tagestouristen
eingestellt, die mit dem Leihwagen unterwegs sind. Die Abende in den
Tavernen sind grandios, da man im Westen die sich herabsenkende Sonne
sieht, wie sie hinter dem Bergmassiv verschwindet.
Fährt man von Plakias ca. 2 km nach Westen, so kommt man in den
kleinen Ort Souda. Hier findet man einen schönen, nicht überlaufenen
Strand mit Duschgelegenheit und zwei Tavernen. Es ist immer wieder erstaunlich:
Überall, wo eventuell Menschen zusammenkommen können, findet
sich irgendein Grieche, der eine Taverne aufmacht -meistens als Familienbetrieb.
Und so ist man fast immer während des gesamten Tages griechisch-kulinarisch
versorgt. Eines der besten griechischen Gerichte ist der Griechische
Salat, auf griechisch Choriatiki - was soviel heisst wie dörflicher
Salat. Die Tomaten und die Gurken schmecken einfach besser als das fade
holländische Zeug, das man leider in Deutschland allzuoft essen
muss. Am Nachbartisch hörten wir vor kurzem auf einer anderen Griechenlandreise,
wie eine Französin sagte: Allein der Griechische Salat sei es wert,
nach Griechenland zu fahren.
Wenn ein Franzose bzw hier eine Französin so etwas sagt, dann muss
schon etwas dran sein.
Auch der offene griechische Wein, der früher immer wie Retsina
schmeckte, ist jetzt in allen Tavernen ganz vorzüglich.
Insgesamt ist Plakias ein kleiner Ort für Menschen, die dem üblichen
Grossrummel, wie es leider im Norden Kretas anzutreffen ist, entgehen
wollen.
Selbst die "Frankfurter Allgemeine" kann man schon am späten
Nachmittag kaufen. Man ist also nicht ganz aus der Welt.
Sonnenuntergang bei Plakias
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Stand von Plakias
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