Man
fragt sich, wer fährt nach Breslau?
Meistens besteht ein Interesse, die alte Heimat wieder zu
sehen, obwohl diese Spezies, die sich bewusst noch an diese
Stätten von früher noch recht erinnern kann, noch
in grosser Anzahl existiert.
Oder es ist das Verlangen, einmal die Stadt oder Region
wieder zu sehen, aus der die Eltern oder Grosseltern stammen.
Wer jedoch als Kind diese frühere Heimat verlassen
musste, hat in der Regel nur noch schwache oder verschwommene
Erinnerungen an diese Stadt.
Mein Grund für diese Reise: Meine Mutter und meine
Grosseltern stammen aus Breslau und hatten in einem nördlichen
Stadtteil ein Haus, von dem man direkt auf die Oder schauen
konnte und zudem war eine Endstation der Strassenbahn in
der Sichtweite.
So fand ich mit diesen Angaben diese Stätte wieder
indem ich mich in die Strassenbahn setzte, war aber enttäuscht,
dass sich zum einen alles stark verändert hatte und
ich zudem das meiste, an das ich mich nach 64 Jahren noch
erinnern konnte, nicht wiederfand.
Im Januar 1945, als Breslau zur Festung erklärt wurde,
mussten wir mit einem kleinen Handwagen den Ort verlassen
und rund 150 km auf der Landstrasse bis ins Glatzer Becken
zu Fuss fliehen.
Nach dem Ende des Krieges durften wir vorübergehend
wieder zurück - aber das Haus meiner Grosseltern war
von den Polen requiriert, so dass wir anderswo im Ortsteil
Oswitz unterkamen.
1946 schlug die Abschiedsstunde - im Güterwagen wurden
wir nach Westen evakuiert und kamjen nach einigen Tagen
an einigen Tagen an unserem Zielbahnhof an. Wer das entschied,
entzieht sich meiner Kenntnis. Als Flüchtling hatte
man keine Fragen zu stellen.
So weit zu den persönlichen Begleitumständen.
Das Innere von Breslau, also die Altstadt mit dem Ring,
ist wieder nach den furchtbaren Zerstörungen des Krieges
sehr gut aufgebaut und erstrahlt wieder im alten Glanz.
Überall haben sich Lokale und Geschäfte angesiedelt.
Unter dem Rathaus befindet sich wie früher der Schweidnitzer
Keller, der hautsächlich von deutschen Touristen frequentiert
wird.
Weitere Höhepunkte der Innenstadt neben dem Rathaus
sind: Die Aula der Leopoldina, in der in jedem Jahr die
Eröffnung des neuen Semesters stattfindet. Der Dom,
der wieder aufwendig restauriert wurde, wie überhaupt
die Kirchen wieder erstanden sind. Die Oper - leider fand
an den Tagen, an denen wir da waren, gerade keine Vorstellung
statt. Etwas ausserhalb ist es die Jahrhunderthalle, die
gerade in das Weltkulturerbe aufgenommen wurde und neue
Fenster erhält. Interessant ist auch ein kleiner Ausflug
in die Markthalle.
Man darf nicht überrascht sein, denn vieles, das wir
aus Deutschland kennen, ist auch vorhanden: Rossmann, Obi,
Saturn, Media-Markt und C & A.
Eine Tagesfahrt führte am Zobten vorbei nach Schweidnitz
mit seiner berühmten Dreifaltigkeitskirche (nur aus
Holz und Lehm erbaut, Platz für 7.500 Besucher), nach
Grüssau mit seinem Zisterzienser-Kloster, den expandierenden
Kurort Krummhübel und weiter nach Hirschberg, mit seinem
malerischen Marktplatz. Leider ist das Wetter alles andere
als einladend - die Wolken hängen sehr tief, so dass
man die hohen Berge des Riesengebirges mit der Schneekoppe
nicht sehen kann.
Es waren nur drei volle Tage in Breslau, aber es reichte,
um sich einen kurzen Überblick über das Heute
zu verschaffen.
Wir
hatten einen guten Reiseleiter, der mit seiner Art der Reisegruppe
viel vermittelt hat und über Deutschland wesentlich
mehr wusste als so mancher Deutscher.
Seine Vorfahren sind zT österreichischer Herkunft:
Der Name Fritsch wurde in Frycz polnisch umgewandelt.
Hier seine Adresse:
Seine E-Mail: anfrycz@op.pl
Antoni
Frycz
54-129 Wroclaw
ul. Drzewieckiego 27/2
Haendy Nummer 0048504102501
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